Zurrgurte, auch bekannt als Spanngurte, gehören zu den wichtigsten Hilfsmitteln der modernen Ladungssicherung. Sie kommen im gewerblichen Güterverkehr ebenso zum Einsatz wie bei privaten Transporten oder Umzügen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, das Verrutschen, Umkippen oder Anheben von Transportgütern zu verhindern – ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr.
Damit ein Gurt diese Aufgabe zuverlässig erfüllt, muss er bestimmten Normen und technischen Anforderungen entsprechen. In Europa gelten dafür vor allem die DIN EN 12195-2 und die VDI-Richtlinie 2700. Diese Standards legen Materialeigenschaften, Kennzeichnungen und Prüfverfahren fest. Nur Gurte, die diesen Vorgaben entsprechen, dürfen im Straßenverkehr eingesetzt werden.
Materialien und Eigenschaften von Zurrgurten
Zurrgurte bestehen in der Regel aus Polyester (PES). Dieses Material zeichnet sich durch hohe Reißfestigkeit, geringe Dehnung und Witterungsbeständigkeit aus. Polyester-Gurte dehnen sich nur um etwa 4 bis 7 Prozent, was für eine stabile Vorspannung sorgt – selbst bei abrupten Bremsmanövern oder schnellen Kurvenfahrten.
Andere Materialien wie Polypropylen (PP) sind zwar günstiger, jedoch nicht für den Einsatz im Straßenverkehr zugelassen. Sie dehnen sich bis zu 30 Prozent, was die Ladungssicherung erheblich beeinträchtigen kann. Für den sicheren Transport ist daher ausschließlich Polyesterband zu empfehlen.
Bauarten und Einsatzbereiche
Zurrgurte sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich, die sich an der jeweiligen Transportaufgabe orientieren. Entscheidend sind Gurtbreite, Länge und die zulässige Zugkraft (LC bzw. STF).
- Leichte Zurrgurte (25 mm) mit Klemmschloss – ideal für kleinere Lasten oder private Umzüge
- Standard-Spanngurte (35–50 mm) mit Ratsche – für den Transport im PKW, Transporter oder Anhänger
- Profi-Zurrgurte (bis 75 mm) mit ERGO-Langhebelratsche – für schwere Güter bis 500 daN Vorspannkraft
Die zulässigen Belastungswerte liegen je nach Ausführung zwischen 200 daN und 10.000 daN. So lässt sich nahezu jede Transportaufgabe sicher abdecken – von empfindlichen Kartons über Palettenware bis hin zu Maschinen oder Baustoffen.

Endbeschläge und Befestigungssysteme
Für eine sichere Verbindung zwischen Gurt und Fahrzeug sorgen die sogenannten Endbeschläge. Sie sind je nach Anwendung bereits fest vernäht oder modular kombinierbar. Zu den gängigsten Ausführungen zählen:
- Spitzhaken oder Karabinerhaken
- Flachhaken für Anhängerösen
- Ringschlaufen
- Beschläge für Airline- oder Kombi-Zurrschienen
Diese Systeme ermöglichen eine passgenaue Befestigung für verschiedene Fahrzeugtypen – vom Transporter über den LKW bis zum Anhänger.
Bedeutung des Kantenschutzes
Ein oft unterschätzter Bestandteil der Ladungssicherung sind Kantenschutzwinkel. Sie erfüllen mehrere wichtige Funktionen:
- Gleichmäßige Verteilung der Vorspannkraft
- Schutz empfindlicher Ladung vor Druckstellen
- Vermeidung von Einschnitten am Gurt
- Verlängerung der Lebensdauer des gesamten Zurrsystems
Besonders beim Transport von Baustoffen, Paletten, Holz, Metallprofilen oder Kartonagen verhindern Kantenschutzwinkel Materialschäden und sorgen für stabilere Zurrungen. Gleichzeitig wird die Reibung reduziert, was eine höhere Vorspannkraft ermöglicht.
Spezialisierte Zurrsysteme für besondere Anwendungen
Neben Standard-Zurrgurten werden in der Praxis häufig spezialisierte Systeme eingesetzt, beispielsweise:
- Autotransportgurte für PKW, Motorräder und Nutzfahrzeuge
- Rundschlingen und Hebebänder aus Polyester für Traglasten von 1.000 bis 10.000 kg
- Sonderanfertigungen nach Maß für spezielle Transportaufgaben
Rundschlingen sind geschlossene Gurtschlaufen, die sich besonders gut an unregelmäßige oder empfindliche Ladungsformen anpassen. Hebebänder bieten eine breite Auflagefläche und verteilen die Last gleichmäßig, was sie ideal für den sicheren Transport schwerer Güter macht.
Zubehör für eine optimale Ladungssicherung
Passendes Zubehör erleichtert die Handhabung und erhöht die Sicherheit beim Verzurren. Dazu gehören:
- Ratschenunterlagen zum Schutz empfindlicher Oberflächen
- Kantenschutzwinkel für stabile Gurtführung
- Antirutschmatten zur Erhöhung des Reibungswertes
Durch den Einsatz dieser Hilfsmittel lässt sich die notwendige Zurrkraft oft deutlich reduzieren, was sowohl die Sicherheit als auch die Lebensdauer der Gurte verbessert.
Pflege, Wartung und Lagerung von Zurrgurten
Damit Zurrgurte langfristig einsatzfähig bleiben, sollten sie regelmäßig kontrolliert und sachgerecht gelagert werden. Empfehlenswert sind folgende Maßnahmen:
- Sichtprüfung vor jedem Einsatz – beschädigte Gurte sofort austauschen
- Trockene, saubere Lagerung – am besten aufgerollt in einer Tasche
- Vermeidung direkter Sonneneinstrahlung und aggressiver Chemikalien
- Leichtes Einfetten der Ratschenmechanik zur Korrosionsvorbeugung
Im gewerblichen Einsatz ist eine regelmäßige Kontrolle sogar vorgeschrieben. Defekte Gurte müssen umgehend aus dem Verkehr gezogen werden, um die Sicherheit der Ladung zu gewährleisten.
Normen und rechtliche Grundlagen
Die sichere Ladungssicherung ist in Deutschland und der EU klar geregelt. Wichtige Vorschriften sind:
- DIN EN 12195-2 – technische Anforderungen für textile Zurrgurte
- VDI 2700 – Grundsätze der Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen
- §22 StVO – Verpflichtung zur ordnungsgemäßen Sicherung der Ladung
Verstöße gegen diese Vorschriften können Bußgelder und Haftungsansprüche nach sich ziehen. Eine korrekte Auswahl und Anwendung der Zurrmittel ist daher nicht nur Sicherheits-, sondern auch Rechtsfrage.
Fazit: Sicherheit durch normgerechte Ladungssicherung
Zurrgurte sind ein wesentlicher Bestandteil der sicheren Güterbeförderung. Entscheidend ist nicht nur die Auswahl des richtigen Gurtes, sondern auch dessen sachgemäßer Einsatz und Pflege.
Wer auf Polyester-Zurrgurte nach DIN EN 12195-2 setzt, diese regelmäßig prüft und ergänzende Hilfsmittel wie Kantenschutzwinkel oder Antirutschmatten verwendet, sorgt für eine effektive und sichere Ladungssicherung – im privaten wie im gewerblichen Einsatz.
Eine sorgfältige Handhabung schützt nicht nur die transportierte Ware, sondern auch das Fahrzeug und alle Verkehrsteilnehmer.